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Abstract des Dissertationsprojekts
Dieses Projekt untersucht die Rolle von Fiktionalität in Werken, deren Protagonisten eine durch (fiktionale) Wissenschaft oder Technologie veränderte Kognition aufweisen. In einem ersten Schritt soll eine literaturwissenschaftliche Analyse von Erfindungen wie zum Beispiel Hirnimplantate mit direkter Verbindung zu Computern, oder Nano-Drogen, welche quasi-telepathische Kommunikation zwischen Charakteren ermöglichen durchgeführt werden. Dabei sollen die Reflektionen über die tiefgreifenden gesellschaftlichen Konsequenzen dieser Innovationen und deren zugrundeliegenden philosophischen Theorien und Modelle herausgearbeitet werden. Veränderte Kognition verhandelt unser Verständnis des Individuums und der Gesellschaft neu. Solche Darstellungen stellen darüber hinaus das Thema globaler oder sogar außer-globaler Identität ins Zentrum, indem sie eine Menschheit beschreiben, die die Erde verlassen hat. Sie problematisieren zudem die narrative Konstruktion von
Fakt und Fiktion, sowohl innerhalb der fiktionalen Welt der Charaktere als auch in der Wechselbeziehung zwischen dem Text und der „reellen“ Welt. Im Fokus dieses Projekts stehen daher die erkenntnistheoretischen und phänomenologischen Überlegungen, die in Verbindung mit der fiktionalen Darstellung von solchen Erfindungen thematisiert werden.
Dieses interdisziplinäre Projekt verortet sich im Forschungsfeld der (Natur-)Wissenschaften und der Literatur ("Literature and Science"). Die Grundlage bildet ein narratologischer Ansatz, welcher durch die folgenden drei Theorien und Konzepte ergänzt wird. Die Kognitionswissenschaften bilden die Basis für eine umfassende Analyse der narrativen Konstruktion von Wahrnehmungsprozessen, Wissen und Gedanken der fiktiven Charaktere. Theorien möglicher Welten schaffen, adaptiert für die Literaturwissenschaften (z.B. Marie-Laure Ryan; Lubomír Doležel), die
konzeptuelle Voraussetzung für einen direkten Vergleich zwischen der Welt des Textes und der "reellen" Welt des Lesers. Zuletzt ermöglicht das Konzept der Fiktionalität, welches aufgrund seiner inhärenten epistemologischen Aspekten eine nahe Verwandtschaft mit Theorien möglicher Welten aufweist, eine Untersuchung der Effekte von fiktionaler Kognition. Eine solche Analyse von Science-Fiction Werken, welche veränderte Kognition zentral thematisieren, soll nicht nur bedeutsame Einblicke in die Darstellung mentaler Vorgänge und die Natur menschlicher Wissensverarbeitung gewähren, sondern letztlich die Frage stellen, wie diese Werke Definitionen des Menschlichen
diskutieren.
Kurzbiographie
Seit 2018 Doktorandin am Kolleg
09/2016-03/2018: Assistenz, Universität Bern, Schweiz
2016: M.A. Englische Sprachen und literaturen, Schwerpunkt Literatur, Universität Bern, Schweiz
2013: B.A. Englische Sprachen und Literaturen, Universität Bern, Schweiz